Each intelligence compensates for a collapse. Any argument is always trying to solve problems that cannot be solved. In her exhibition Katja Aufleger approaches the current problems faced in the field of art with the therapeutic method of systemic constellations: structures of families, teams or situations are simulated and their relationships displayed in the room to express the dynamics, strengths or weaknesses of systems. Aufleger creates simple images that dominate the current art discourse: a ladder symbolizes career, a flag on the mast means climax and the over-sized necklace conveys a sense of ego. The object names indicate that the art world is not only determined by its own rules, but that it has also been infiltrated by capitalism. A competition in the field of art has been established in which daily reinvention is demanded. Aufleger's constellation examines the conditions of contemporary art production and confronts them with a wink.
Jede Organisation nutzt das Problem einer anderen Organisation aus, und wenn dies nur dadurch zu
schaffen ist, dass diese Probleme zuallererst geschaffen werden. (Vom Nutzen ungelöster Probleme, Dirk Baecker im Gespräch mit Alexander Kluge)
Jede Intelligenz kompensiert einen Zusammenbruch. Ein Betrieb, eine Lebensgemeinschaft,
Auseinandersetzung oder Wahrnehmung sind nur möglich, weil sie immer wieder von neuem versuchen,
Probleme zu lösen, auch wenn sie nicht zu lösen sind. Jede Kritik an gesellschaftlichen Zuständen ist in
erster Hinsicht die Feststellung eines Problems und im Feld der Kunst hat spätestens die
Institutionskritik verdeutlicht, dass auch das Kunstwerk als soziale Tatsache in die Missstände des
Zusammenlebens verwickelt ist.
Katja Aufleger nähert sich in ihrer Ausstellung im Kunstverein in Hamburg den gegenwärtigen
Fragestellungen des Kunstfeldes über einen als esoterisch verschrienen und trotzdem nicht minder
beliebten Lösungsansatz: Die Künstlerin zieht die systemische Aufstellung heran – ein therapeutisches
Prinzip, das in den 1990er Jahren durch die Praktiken
von Bert Hellinger einen beispiellosen und
kontrovers diskutierten Boom
erlebte. Die Methode simuliert Strukturen von Familien, Teams oder
Situationen und bildet ihre Beziehungen im Raum ab. Die Teilnehmer agieren als Stellvertreter für
Personen oder Symbole, um Dynamiken, Stärken oder Schwachpunkte von Systemen zum Ausdruck zu
bringen und Haltungen oder Emotionen sichtbar zu machen.
Aufleger überträgt dieses Konzept auf den Ausstellungskontext, indem sie simple Bilder schafft, die für
aktuell im Kunstdiskurs dominierende Begriffe stehen: Eine Leiter symbolisiert Karriere, eine Fahne am
Mast bedeutet Klimax oder eine überdimensionierte Halskette trägt an der Stelle des Anhängers das
Wort Ego. Aufleger arbeitet mit Jugendlichen, die kurz vor dem Ende der Schulzeit stehen und im Begriff
sind, in eine globalisierte Welt hinauszutreten. Sie ordnet jedem von ihnen eines der insgesamt zwölf Objekte zu, die im Laufe des Eröffnungsabends im Raum zu einem bleibenden Beziehungsgeflecht
angeordnet werden. In diesem Rollenspiel werden die Jugendlichen zu Repräsentanten eines Systems,
das sie selbst gerade erst erkunden und die Künstlerin agiert als Mentorin, während der Kunstbetrieb als
Klient fungiert.
Aufleger benennt mit dieser Setzung die Bedingungen der Kunstproduktion: Ihre Objektbezeichnungen
verweisen darauf, dass die Kunstwelt nicht nur ihren eigenen Gesetzen unterliegt – der weitgehend
deregulierte Kapitalismus hat auch vor dem Kunstfeld nicht Halt gemacht. Der Wandel in der Arbeitswelt
hin zum "flexiblen Menschen" (Richard Sennett) hat zu einem Wettbewerb mit gestiegenen Erfolgsdruck
geführt, in dem es gilt, sich jeden Tag neu zu erfinden und Netzwerke zu bilden, um den Anschluss nicht zu verlieren. Aus dem permanenten Wortschwall der virtuellen Kommunikation resultiert paradoxerweise
ein Zustand der Einsamkeit und Depression. Kapitalismus und Liberalismus funktionieren blendend, weil
und obwohl keiner der Akteure durchschaue geschweige denn ausspreche, nach welchen Gesetzen sie
funktionieren, formuliert Dirk Baecker im Gespräch mit Alexander Kluge.
In ihrer Inszenierung fragt Aufleger, welche Funktion Objekt, Institution und Betrachter einnehmen und
welche
Problemstellungen sich zwischen ihnen ergeben. Und sie erklärt gerade nicht die Lösung zum
Ziel, sondern verschränkt augenzwinkernd